Die Pflanzen und ihre Art zu leben !

Viele Gartenfreunde, die ich im Laufe der Jahre gesprochen habe, haben mir gestanden, in der Anfangszeit ihrer gärtnerischen Aktivitäten Fehler begangen zu haben, die bei entsprechender Kenntnis der Pflanzen und ihrer Eigenarten zu vermeiden gewesen wären. Bitte denken Sie stets daran, das die Pflanzen, mit denen wir es zu tun haben, Lebewesen sind, wie du und ich. Für den richtigen Umgang müssen wir lernen, ihre Eigenheiten zu verstehen!

Da Sie nun also einen Garten Ihr eigen nennen dürfen und die darin befindlichen Anpflanzungen auch selbst betreuen möchten, ist es jetzt an der Zeit zu wissen, wie die einzelnen Pflanzen leben, sich ernähren, ihr Wachstum sich vollzieht und sie sich vermehren.

Die Zusammensetzung unendlich vieler, mikroskopisch kleiner Zellen, von denen jede einzelne ihre Aufgabe hat, machen das Bild unserer Pflanzen aus. Da gibt es Kleinstlebewesen, so genannte Mikroorganismen, die nur aus einer einzigen Zelle bestehen. Die Pflanzen in unserem Garten haben jedoch einen so hoch entwickelten Organismus, der aus Myriaden dieser Zellen besteht.

Solch eine Zelle setzt sich aus der Zellwand (Zellulose) und dem Zellinhalt (Kern) zusammen. Im Kern ist der Zellinhalt von einer cremigen, gallertartigen Konsistenz, der von einer flüssigeren Substanz, dem Lebenssaft der Protoplasmen, eingeschlossen ist. Nur die Zellen, in denen sich das Wachstum vollzieht, sind mit Protoplasma gefüllt. Die anderen Zellen, die älteren, sind leer, um das von den Wurzeln aus dem Boden aufgenommene Wasser emporsteigen lassen zu können.

Das Wachstum unserer Pflanzen geht im äußeren Zellgewebe von statten, an den Trieben und den Wurzelspitzen. Bei Bäumen, die einem ununterbrochenen Dickenwachstum ausgesetzt sind, nennt man diesen Prozess «Kambium». Hierbei handelt es sich um eine Wachstumsschicht, die sich zwischen dem Bast unter der Rinde und dem Holz befindet. Ebenso wie das Zellgewebe an den Trieb- und Wurzelspitzen besteht es aus teilbaren Zellen. Wachstum heißt also Zellteilung! Wenn sich eine Zelle teilt, werden zwei daraus. Beide werden größer, wobei sich die äußere erneut teilen kann. Während der Zeit des Wachstums teilen sich die Zellen ohne Unterbrechung. Aus tausend werden zweitausend, daraus viertausend usw. In unseren Pflanzen entstehen so im Zeitraum einer Viertelstunde Millionen neuer Zellen. Da diese Zellen wie oben schon erwähnt nur mikroskopisch klein sind, ist es uns mit bloßem Auge gar nicht möglich, diesen Wachstumsprozess eines Sprosses, der sich in einer Viertelstunde abgespielt hat, wahr zu nehmen.

Nehmen wir zum Beispiel einmal die Jahresringe an einem Baumstamm. So ein Jahresring ist gerade mal 2 bis 3 mm breit, doch wie kommt er überhaupt zu Stande? Nun, im fruchtbaren Frühjahr bilden sich größere, und im heißen Sommer kleinere Zellen. Auf dieser besagten Breite von 2, 3 mm entstehen so Millionen von Zellen nebeneinander. Beim Längenwachtum passiert im Grunde das Gleiche. Es gibt allerdings auch sehr wachstumsintensive Pflanzen, bei denen eine Veränderung bereits nach 24 Stunden sichtbar ist. (Seitenanfang)

Pflanzen müssen sich ernähren, aber wie?

Alle Pflanzen, egal ob Bäume oder Sträucher, Blumen oder Gräser, benutzen ihre Wurzeln, um die im Wasser gelösten Nährstoffe aus dem Boden aufzunehmen. So kann das Wasser mit den darin gelösten Nährstoffen bis in die Blattspitzen emporsteigen, wo es verdunstet. Die Nährstoffe behält die Pflanze für sich. Nur das reine Wasser kann verdunsten. Jetzt werden die Nährstoffe in den Blättern zu brauchbaren und nützlichjen Baustoffen umgewandelt. Das heißt also, das in den Blättern aktiv etwas passiert, da wird richtig gearbeitet, so wie in einer Fabrik.

Ganz bestimmte Grundstoffe sind für das Leben unserer Pflanzen notwendig. Einige davon, werden wie beschrieben aus dem Boden aufgenommen, es sind dies: Sauerstoff und Wasserstoff, Phosphor, Kalium und Kalzium, welche in Form von Wasser und Phosphat, Kali und Kalk dem Boden immer wieder zuzuführen sind. Ferner Schwefel, Magnesium und Eisen, von denen aber nur recht wenig benötigt wird wenngleich sich nicht darauf verzichten läßt. Ohne dies kein Pflanzenleben. Es werden außer diesen Grundstoffen auch noch Spuren anderer Stoffe aufgenommen, weshalb man diese auch als Spurenelemente bezeichnet. Diese Spurenelemente fungieren in gewisser Weise als Katalysator. Fehlt eines dieser Elemente, so leidet die Pflanze an Mangelerscheinungen. (Seitenanfang)

Atmung der Pflanzen

Der wichtigste aller Grundstoffe, der Kohlenstoff, wird mittels der Blätter aus der Luft aufgenommen.

Millionen mikroskopisch kleiner Öfnnungen befinden sich auf der Unterseite der Blätter. Diese nennt man Spaltöffnungen, durch die die Luft eindringen kann. Unsere Luft besteht zu ca. 80 % aus Stickstoff und knapp 20 % Sauerstoff. Ferner unter anderem 0,03 % Kohlendioxid. Das ist eine chemische Verbindung, die aus einem Teil Kohlenstoff und zwei Teilen Sauerstoff besteht. Wir bezeichnen sie mit der Formel CO 2.

Bei Einfuhr von Kohlenstoff in die Blattfabriken verbindet sich das Kohlendioxid mit Wasser, das ergibt dann H2O, (erinnern Sie sich an die Schule ?) und es entsteht Kohlensäure H2CO3, quasi eine Addition von H2O und CO2. Unsere Arbeiter in den Blattfabriken, nennen wir sie einmal Chlorophyllkörner, die geben unseren Blättern die grüne Farbe, sind bei Tageslicht damit beschäftigt, die Kohlensäure zu zerlegen und den Kohlenstoff mit den anderen zu den Blättern transportierten Rohstoffen zu einem brauchbaren Baustoff zu vermischen.

Den ganzen Tag über, also 24 Stunden lang, werden die im Wasser gelösten Nährstoffe aus den Wurzeln in die Blätter transportiert. Von dem Augenblick an, wo Luft durch die Spaltöffnungen in unsere Blattfabriken eindringt, die Kohlensäure wird von den Arbeitern zerlegt und der Kohlenstoff wird verarbeitet. All dies geschieht jedoch nur bei Tageslicht. Mit Einbruch der Morgendämmerung beginnen unsere Arbeiter mit ihrem Werk und hören erst am Abend bei Sonnenuntergang wieder auf. Abgekürzt können wir das Tageswerk auch «Assimilation» nennen.

Ebenso wie Mensch und Tier atmen auch die Pflanzen Sauerstoff ein und Kohlensäure wieder aus. Um dies zu bewerkstelligen sind sie am ganzen Körper inklusive Wurzeln mit Atmungszellen ausgestattet, außerdem haben sie ja die Spaltöffnungen an den Blättern.

Die wie oben beschrieben produzierten Baustoffe werden in flüssiger Substanz innerhalb der Pflanze überall dort hin befördert, wo Wachstum angesagt ist. Wollen beispielsweise die Wurzeln wachsen, so können sie mit den von ihnen selbst in flüssiger Form aufgenommenen Rohstoffen noch nichts anfangen. Diese müssen in den Blattfabriken erst von den Arbeitern zu Baustoffen veredelt werden, bevor sie für die Wurzeln zu Wachstumszwecken nutzbar sind.

Somit ist von uns darauf zu achten, das der Boden ausreichend Nährstoffe enthält und auch genügend Feuchtigkeit aufweist, damit die Nährstoffe im Wasser gelöst werden können. Das Wasser löst und transportiert. Bei einem trockenen Boden lassen sich die vorhandenen Nährstoffe nicht lösen. Das Wachstum stockt, die Pflanzen hungern und dursten. Also sollten Sie als Gartenfreund stets ein Auge darauf haben, das ausreichend gedüngt und auch gegossen wird, sonst welkt Ihnen die Pracht dahin. (Seitenanfang)