Der Gartenboden

Wenn ich mal so richtig darüber nachdenke, dann ist doch der Boden, auf dem ich stehe, sozusagen das Fundament meines Lebens bzw. der mir möglichen Ernährung. Diese rund um den Globus befindliche braune Schicht ist mancherorts mehrere Meter dick, an anderen Stellen nur wenige Zentimeter. Der größte Teil ist von den Wassermassen der Weltmeere bedeckt oder aber aus anderen Ursachen heraus (Gebirge, Wüsten und Binnengewässer) für einen landwirtschaftlichen Gebrauch nicht zugänglich. In etwa die Hälfte des uns zur Verfügung stehenden Bodens nutzen wir für den Anbau von Getreide, Obst und Gemüse oder aber für die Viehwirtschaft. Doch werden ja nicht nur wir Menschen von den Erträgen des Erdbodens ernährt, sondern auch alle anderen hier befindlichen Tiere und Pflanzen. Somit hat also die Erde (der Boden) dieses Planeten einen äußerst hohen Stellenwert für mich.

Angesichts dieser Tatsache wertschätze ich den Boden in meinem Garten jetzt aus einem ganz anderen Blickwinkel, besonders die obere, etwa 20 - 50 cm dicke Schicht. Hier, in diesem relativ dünnen Bereich, spielt sich das eigentliche Leben innerhalb des Bodens ab. Hier gedeihen die Wurzeln der meisten Pflanzen. Diese Erdschicht bezeichnen wir als Humus. Er enthält die Stoffe, die unser Leben möglich machen. Hier haben wir es also mit organischen Stoffen zu tun. Die in der Erdschicht darunter befindlichen mineralischen Stoffe sind aber nicht weniger wichtig. Es ist Gestein, das im Laufe von Millionen von Jahren durch Hitze, Kälte, Wasser und Stürme zerbrochen, zermürbt und zermahlen und so zu Staub geworden ist. (Seitenanfang)

Nun kommt es auf das Ausgangsmaterial an, also Pflanzen, Tiere oder Gestein, aus was für einer Zusammensetzung der jeweilige Boden auf unserem Planeten besteht. Bei uns in Deutschland und den umliegenden Regionen haben wir es meistenteils mit Sandboden, Lehmboden, Tonboden und Moorboden zu tun. Somit muß ich die erforderlichen Dünge- und Pflegemaßnahmen in meinem Garten stets auf die jeweilige Bodenbeschaffenheit abstimmen. Eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt die Bodenbeschaffenheit auch bei der Auswahl der Pflanzen.(Seitenanfang)

Der Sandboden

Rund ein Drittel unseres Landes (Deutschland), besteht aus Sandboden. Ich kann ihn auch als leichten Boden bezeichnen. Er hat unter anderem die Eigenschaft, sich schnell zu erwärmen und auch ebenso schnell wieder abzukühlen. Er ist wasser- und luftdurchlässig, enthält einen relativ hohen Anteil an Quarz (Kieselsäure), dafür aber wenig andere Mineralien und so gut wie keinen Humus. Das ist zwar nicht gerade ermutigend für einen Kleingärtner, doch auch und gerade auf diesen Sandböden läßt es sich ertragreich gärtnern, wenn ich meinen Boden sinnvoll behandel und ihn entsprechen anreichere.
Die Strände an Nord- und Ostsee sind ein reiner Sandboden. Bei uns im Binnenland ist er meistenteils schon mit Lehm, Ton oder Humus versetzt. Aber auch wenn ich es mit einem reinen Sandboden zu tun habe, bin ich in der Lage, einen fruchtbaren Gartenboden daraus zu erstellen, sofern ich seine Eigenschaften zu berücksichtigen weiss.(Seitenanfang)

Vor- und Nachteile gleichermaßen ergibt die Wasserdurchlässigkeit des Sandbodens. So kann sich zwar keine Staunässe bilden, dafür läuft das Wasser aber zu schnell durch. Es muß viel gedüngt werden, um den geringen Nährstoffgehalt auszugleichen. Die Durchlässigkeit ihrerseits verhindert aber einen Verbleib der Nährstoffe in der oberen Schicht. Somit werden rund 60 % des eingebrachten Düngers wieder ausgewaschen. Ins besondere läuft Stickstoff durch diesen Boden wie durch ein Sieb. Ist er erst einmal in das Grundwasser gelangt, so wird dort der Nitratgehalt beträchtlich erhöht. Hier müssen wir einen Riegel vorschieben! Über das Grundwasser gelangt das Nitrat in unser Trinkwasser und über die Binnengewässer schließlich in's Meer. Welche Folgen das für die dort lebenden Tiere und Pflanzen mit sich bringt, ist uns hinlänglich bekannt.(Seitenanfang)

Somit gehört es zu einer meiner ersten Aufgaben dafür zu sorgen, daß der Boden Wasser und Nährstoffe speichern kann. Ich gebe dem Sand dazu Tonmineralien bei, als da sind Bentonit oder Steinmehl. Diese Mineralien haben die Eigenschaft, Wasser und somit auch Nährstoffe zu speichern. Im zeitigen Frühjahr streue ich ca. 150 Gramm auf einen Quadratmeter auf die Oberfläche und arbeite es oberflächlich mit einem Dreizack beispielsweise in den Boden ein. Das allein ist aber noch nicht genug. Ich muß dafür Sorge tragen, daß sich eine Humusschicht bilden kann, in der die Bodenlebewesen ihre Arbeit verrichten können und dadurch die benötigten Nährstoffe bilden. Also heißt es jährlich wiederkehrend soviel an organischer Masse in den Boden zu geben, wie möglich ist. Am besten gelingt mir das mit Kompost, aber auch tierischer Mist ist gut dafür geeignet. Beide Materialien werden in dem warmen, luftigen Sandboden recht schnell zu Nährstoffen und Humus verarbeitet.(Seitenanfang)

Ein Weiteres ist erforderlich. Damit das Wasser nicht so schnell verdunstet, ist es sinnvoll, den Sandboden ständig mit einer Mulchschicht zu bedecken. Der angenehme Nebeneffekt dabei ist, das der Anteil des Humus sich vermehrt. So lange ich die Beete nicht bepflanze, säe ich Gründungung an. Auch sie ist dann später eine willkommene Bereicherung zur Humusbildung durch ihre absterbende Blatt- und Wurzelmasse. Bei der mineralischen Düngung meiner Sandböden muß ich recht behutsam vorgehen. Anstatt nur einmal im Jahr die vorgegebene Menge an mineralischem Dünger auf die Beete zu geben, verteile ich die Düngung auf mehrere kleinere Gaben über's Jahr verteilt, damit mir der meiste Dünger nicht in's Grundwasser gespült wird. Diese kleinen Gaben können dann von einem gut mit Humus versorgten Boden festgehalten und von den Anpflanzungen fast restlos verbraucht werden. Bei Kalkzugaben beschränke ich mich auf kohlensauren Kalk bzw. auf Algenkalk.(Seitenanfang)

Durch all die beschriebenen Vorgehensweisen bildet sich auf meinem Sandboden bald eine ausreichend dicke Humusschicht, die in Verbindung mit dem sandigen Untergrund nur Vorteile hat. Im Frühjahr wird der Boden recht schnell warm, was mir eine frühzeitige Bestellung ermöglicht. Auch wenn es wochenlang regnet, trocknet er auf Grund seiner Durchlässigkeit schnell ab. So ist er stets gut durchlüftet. Daraus ergibt sich noch ein weiterer Vorteil des Sandbodens: er läßt sich leicht bearbeiten. Umgraben wird so zum Kinderspiel. Und genau das sollte ich beim Sandboden tunlichst vermeiden. Denn wenn ich den Sandboden umgrabe, so wird die gerade mühsam geschaffene Humusschicht wieder unter den Sand gemengt und im Winter durch die Feuchtigkeit in den Untergrund ausgewaschen. Die ganze Mühe war dann umsonst. Von daher sollte ich Sandböden - wenn denn überhaupt erforderlich - nur mit einer Grabegabel oder einem Sauzahn auflockern. In der Regel ist ein oberflächliches Hacken ausreichend. Fast alle Pflanzen gedeihen auf einem gepflegten Sandboden vortrefflich. Im Gemüsegarten verwende ich ihn vorzugsweise für den Anbau von Wurzelgemüse.(Seitenanfang)

Der Lehmboden

Eine fruchtbare Mischung aus Sand, Ton und Humus ist der Lehmboden. Eine geradezu ideale Erde für meinen Garten. So sprechen wir auch vom sandigen oder tonigen Lehmboden, je nachdem, welcher Anteil überwiegt. Wärme, Wasser, Luft und auch Nährstoffe werden in dieser Bodenart vorbildlich gespeichert. Für diesen Boden muß ich nicht viel tun. Wenn der Sand überwiegt, so arbeite ich im Frühjahr wie auch im Herbst organisches Material ein. Andernfalls ist es ausreichend, wenn ich den Boden auflockere, mulche und so die Fruchtbarkeit erhalte. Im Gemüsegarten erreiche ich das auch durch einen regelmäßigen Fruchtwechsel. Auch der Lehmboden braucht nicht umgegraben zu werden, wenn ich durch eine gezielte Förderung der Bodenorganismen dafür sorge, daß sich mein Boden nicht verdichtet. Es wäre die reinste Verschwendung, wenn ich einen guten Lehmboden ausschließlich für Zierpflanzen verwende. Der Gemüseanbau gibt bei diesem Boden besonders gute Erträge her. Auch der Obstanbau bedankt sich durch gute Früchte und reiche Ernte für diesen guten Boden.(Seitenanfang)

Tonboden

Die meisten Sorgen mache ich mir bei einem schweren und dichten Tonboden. Um daraus Gartenland zu machen, ist schon ein Stück harter und schwerer Arbeit erforderlich. Bei Feuchtigkeit kleben die sehr feinen Bestandteile so dicht aneinander, daß kaum noch Luft eindringen kann. Er wird steinhart und bricht auseinander, wenn es trocken ist. Erst spät im Jahr kann ich den Tonboden bebauen, weil er sich nur sehr langsam erwärmt. Auf Grund der schlechten Belüftung keimen die Samen nur schwer. Auch das Wurzelwerk hat seine Schwierigkeiten bei der Entfaltung, weil der Boden so fest ist. In Regenzeiten trocknet der Boden nur sehr langsam ab, oftmals sind dann auch recht große Pfützen zu sehen. Ich will den Tonboden aber nicht schlechter machen, als er ist. Er hat auch seine Vorzüge: Er ist recht nährstoffreich. Da aber die übrigen Lebensbedingungen ungenügend sind, nützt dies den Pflanzen nur wenig.(Seitenanfang)

Um die Struktur zu verändern, was meine Hauptaufgabe beim Tonboden ist, grabe ich den Tonboden im Herbst grobschollig um und lasse die Schollen liegen. Enthält der Boden zu wenig an Kalk, so verteile ich jetzt ca.300 Gramm auf den Quadratmeter auf den Schollen. Die feste Masse wird durch die Winterfröste krümeliger gemacht. Des Weiteren sollte ich organisches Material und Sand einarbeiten. Diese Prozedur sollte ich über mehrere Jahre wiederholen! Auch die herbstliche Einsaat tiefwurzelnder Gründüngungspflanzen verschafft mir eine Verbesserung des Bodens. Hier empfehle ich Lupinen, Rotklee, Steinklee und Sonnenblumen.(Seitenanfang)

Manchmal komme ich einfach nicht drum rum, ein Drainagesystem zu verlegen. Das ist nicht nur recht aufwendig, sondern kostet auch richtig Geld. Dabei werden Drainagerohre aus Ton leicht abfallend im Fischgrätmuster in ca. 75 cm Tiefe in den Boden eingegraben. Das Hauptrohr lasse ich entweder in einem Graben oder in einer Sickergrube enden. Böden, die extrem dicht sind, auf denen sich trotz aller vorgenannten Maßnahmen immer noch das Wasser staut, können nur noch durch dieses Entwässerungssystem gartentauglich gemacht werden.(Seitenanfang)

Moorboden

Weil der Moorboden fast ausschließlich aus organischen Stoffen besteht, war ich zunächst der Annahme, daß dieser Boden sehr fruchtbar sein muß. Doch bin ich da wohl einer Täuschung unterlegen. Die abgestorbenen Pflanzenreste konnten nicht verrotten. Sie sind von Wasser umgeben gewesen, wo ihnen keine Möglichkeit zur Zersetzung gegeben war, denn sie hatten keinen Kontakt zur Luft. Somit sind sie quasi mumifiziert. Wie ein Schwamm saugt sich dieses organische Material mit Wasser voll. Sehr sauer sind die Böden aus dem Hochmoor. Bei Böden aus dem Niedermoor stimmt der Kalkgehalt - sie sind neutral bis schwach alkalisch. Um meinen Moorboden zu verbessern gebe ich jährlich Sand, Gesteinsmehl und Kompost hinzu, die ich in den Boden einarbeite. Alle zwei oder drei Jahre erhalten saure Moorböden eine Kalkdünnung, so etwa 200 Gramm auf den Quadratmeter. Manchmal läßt es sich leider auch nicht umgehen, den Moorboden ebenso wie bereits erwähnt den Tonboden, durch ein aufwendiges Drainagesystem zu entwässern.(Seitenanfang)

Egal mit welcher Bodenart ich es in meinem Garten nun zu tun habe, er muß gepflegt werden, da die Beanspruchung hier weit aus höher ist, als in der Natur. Das ist aber noch nicht alles. In der freien Landschaft finden sich die Pflanzen und Tiere von allein zusammen, die gemeinsam in einer Lebensgemeinschaft für den gegenseitigen Erhalt sorgen. In meinem Schrebergarten greife ich durch meine Absichten doch sehr in diesen natürlichen Kreislauf ein. Alle sind am besten bedient, wenn es so natürlich wie nur möglich abläuft. Das heißt organisches Material, sprich Kompost, die richtige Pflanzenwahl entsprechend Boden und Klima, keine chemischen Schädlingsbekämpfungsmittel und kein Kunstdünger. Wenn mein Gartenboden gesund ist, so gedeihen dort auch gesunde Pflanzen. Schädlinge wagen sich da kaum heran und auch Krankheiten haben da kaum eine Chance. Die Mühe lohnt sich! (Seitenanfang)

Humus - was ist das?

Die rund 20 cm dicke obere Humusschicht ist der wichtigste Teil meiner Gartenerde. Doch was ist Humus eigentlich? Er ist das Verdauungsprodukt einer Unmenge von Lebewesen, Bakterien und Pilzen, die sich gegenseitig auffressen und auch Pflanzenreste und Tierkadaver vertilgen. In einer Handvoll Humusboden halten sich mehr Lebewesen auf, als Menschen auf der Welt! Diese ausgesprochen zersetzende Gesellschaft arbeitet ununterbrochen und ist somit dafür verantwortlich, daß das Leben auf der Erde nicht ausstirbt. Sie zerlegen die anfallenden pflanzlichen und tierischen Materialien wieder in die Stoffe, von denen Pflanzen und in Fortsetzung der Reihe dann auch die Tiere und die Menschen leben: Kohlendioxyd, Wasser, Stickstoffverbindungen und Nährsalze.(Seitenanfang)

Und so läuft das Ganze ab: Regenwürmer, Tausenfüßler, Asseln, Ringelwürmer und andere größere Tiere zerkleinern Pflanzenreste, fressen einen Teil davon und überlassen den Rest noch kleineren Tieren. Andere Lebewesen ernähren sich von dem Kot dieser Tiere und verarbeiten ihn weiter. Ihre Ausscheidungen sind der Lebensraum für Bakterien, die daraus mineralische Nährstoffe herstellen. Von diesen Bakterien ernähren sich wiederum Einzeller, die ihrerseits anderen größeren Tieren als Nahrung dienen. Von ihnen leben dann kleine Säugetiere wie der Maulwurf oder aber Insekten und Spinnengetier. Auch Billionen von Pilzen, Hefen und Algen sind an diesem Zersetzungsprozeß maßgeblich beteiligt.(Seitenanfang)

Alle meine Pflegemaßnahmen als Kleingärtner sollten daher darauf ausgerichtet sein, diesen von der Natur eingerichteten Lebenskreislauf zu fördern und nicht zu stören. Jedes der aufgezählten Lebewesen hat seine spezifische Aufgabe, die es in einer ganz bestimmten Bodenschicht, und eben nur da, zu erledigen hat und auch kann. Jedesmal, wenn ich nun meinen Garten umgrabe, bringe ich diesen von der Natur so ausgeklügelten Zersetzungsprozess erheblich durcheinander. Muß das wirklich sein?(Seitenanfang)