Brühen, Jauchen und Tee's -
ein sanfter Pflanzenschutz

Sie beugen vielen Krankheiten vor, vertreiben zahlreiche Schädlinge und schaden weder Tier noch Mensch! Ich kann gar nicht früh genug damit beginnen, meinen Garten mit diesen vorbeugenden Pflanzenschutzmitteln zu versorgen. Brühen und Jauchen aus Pflanzen, die ich im eigenen Garten oder in der umliegenden Natur vorfinde, sind nicht nur kostenlos erhältlich, sondern zudem auch noch biologisch vollkommen unbedenklich. Sie enthalten ausschließlich natürliche Insektizide. Ich kann sicher sein, Obst und Gemüse ohne Schaden für meine Gesundheit verzehren zu können, wenn ich diese Bekämpfungsmittel zum Einsatz bringe.

Jedes dieser Mittel beinhaltet seine spezifischen Wirkstoffe. Die Kieselsäure festigt das Zellgewege der Pflanzen und ist im Ackerschachtelhalm enthalten. So können sich die Schädlinge gewissermaßen ihre Zähne an den festen Blättern ausbeißen und ziehen weiter, zu weicheren, schwächeren Pflanzen. Durch ihren strengen Geruch wirken Holunderblätter abschreckend. Ätzend ist im wahrsten Sinne des Wortes die Brennesseljauche. Bakterien werden von Knoblauch und auch Zwiebeln getötet.
Für die im Winter und Frühjahr vorzunehmenden Spritzungen stelle ich bereits im Sommer den nötigen Vorrat an getrockneten Drogen zusammen. Einfacher ist es für mich natürlich, die Mittel zu kaufen! (Seitenanfang)

Für die Herstellung stehen mir mehrere Möglichkeiten der Zubereitung zur Verfügung. Wenn die Flüssigkeit nach zwei bis drei Wochen des stehen lassens nicht mehr schäumt, so sprechen wir von vergorenen Pflanzenjauchen. Sie werden morgens und abends immer bei bedecktem Himmel verdünnt ausgebracht. Unverdünnt ist die Konzentration viel zu stark und führt so unweigerlich zu Verbrennungen meiner Pflanzen. Aus Brennesseln wird die gärende oder beißende Pflanzenjauche hergestellt, sie steht nur ca. 3 Tage. Diese Jauche muß im Verhältnis 1 : 50 verdünnt werden. Die bei der Herstellung meiner Jauchen entstehenden Gerüche kann ich mit ein paar Tropfen Baldrianblütenextrakt (ist im Fachhandel erhältlich) und etwas Gesteinsmehl mildern. Will ich die Jauche als Spritzmittel verwenden, so ist es ratsam, zur besseren Haftung nach dem Abseihen etwas an Tonerdenmehl oder Alguria-Verdunstungsschutz unter zu mischen. (Seitenanfang)

Gott lob gibt es aber nicht nur die Jauche. So habe ich zum Beispiel auch die Möglichkeit, mir eine Kräuterbrühe zu zubereiten. Die gepflückten Pflanzenteile setze ich mit kaltem Wasser an und lasse alles 24 Stunden stehen. Am kommenden Tag wird das Ganze dann ca. eine halbe Stunde lang gekocht. Nachdem ich die Brühe abgeseiht habe, kann ich sie in abgekühlten Zustand zur Anwendung bringen. Entweder unverdünnt oder aber in einem Mischungsverhältnis von 1:3-5.
Dann gibt es da noch die Kräutertee's, die ich in meinem Garten einsetzen kann. Hierzu werden die Teepflanzen bzw. Teeblätter einfach mit kochendem Waser überbrüht. Nun kann der Tee zugedeckt einige Minuten ziehen, bevor ich ihn durch ein Sieb gebe. Fertig. Jetzt kann ich ihn im Verhältnis 1:2-3 verdünnt den jeweiligen Pflanzen zuführen.
Am einfachsten ist es allerdings, Kräuterauszüge herzustellen. Über Nacht lasse ich die Kräuter in kaltem Wasser ziehen. Nachdem sie anschließend abgeseiht sind kann ich sie leicht verdünnt den Pflanzen zuführen. Es werden bei all den Brühen, Jauchen und Tee's auch immer ein paar feste Teile im Sieb zurück bleiben. Diese führe ich dann grundsätzlich meinem Komposthaufen zu.

Wenn ich nun die entsprechenden Brühen und Jauchen ansetzen will, so benötige ich dafür Gefäße aus Holz oder Plastik. Hier aber bitte nur aus Polyäthylen, weil ältere Plastikgefäße oftmals noch aus Polyvinylchlorid gefertigt sind und somit ständig Chlor abgeben. Auch Gefäße aus Steingut sind für diesen Zweck unbedenklich. Metallgefäße sind hier nicht zu empfehlen, weil es zwischen den gärenden Pflanzensäften und dem Metall zu schädlichen, chemischen Verbindungen kommen kann. Weil ich weiss, daß die gärenden Flüssigkeiten schäumen, fülle ich die Gefäße niemals bis zum Rand voll. Ich decke die Töpfe stets mit einem Stück Holz oder einem Drahtrost ab, damit kleinere Tierchen nicht darin ertrinken können. Die Behältnisse lasse ich dann an einem warmen Ort stehen.

Im Folgenden komme ich nun zu den wichtigsten Brühen und Jauchen für den Schrebergärtner und auch deren Anwendung. Die Mengenangaben meiner Rezepturen sind so abgefaßt, daß ich einmal das frische Kraut selbst verwende oder aber das getrocknete Pflanzenmaterial (Droge). (Seitenanfang)

Ackerschachtelhalm

Je nach dem, in welchem Landesteil ich mich befinde, sagt man auch Schachtelhalm oder Zinnkraut. Zu finden an Äckern, Wiesen und Gräben mit feuchten Böden. Der komplette oberirdische Teil der Pflanze wird gesammelt, um ihn zu trocknen.

Inhaltstoffe: Kieselsäure, Kalk, Schwefel, Natrium, Kalium, Magnesium und Mangan.
Brühe: 200 Gramm Droge oder aber 1,5 kg Frischkraut auf 10 Liter Wasser 1:5 verdünnt austragen.
Jauche: 150 Gramm Droge oder aber 1 kg Frischkraut auf 10 Liter Wasser 1:5 verdünnt austragen.
Anwendung: Gegen Pilzerkrankungen bei Obst, Gemüse und Zierpflanzen wird mein Gebräu Anfang März 5fach verdünnt auf den Boden und die Pflanzen gespritzt. Z. B. bei Schorf, Rost, Echter und Falscher Mehltau, Monilia, Kräuselkrankheit bei Pfirsichen, Kraut- und Knollenfäule, Schwarzflecken, Blattfallkrankheit bei Beerenobst, Sternrußtau bei Rosen, Schwarzbeinigkeit und Blattläuse. Ich spritze an drei aufeinander folgenden Tagen und wiederhole diese Prozedur noch zwei mal.

Im April spritze ich an sonnigen Tagen 5fach verdünnt gegen die Rote Spinne auf die Obstbäume. Hierfür läßt sich auch ein Gemisch aus zwei Dritteln Schachtelhalm- und ein Drittel Rainfarnbrühe verwenden. (Seitenanfang)

Brennessel

Sie ist zwar keine Zierpflanze, weil sie aber eben recht nützlich ist, ob nun als Salat oder zur Herstellung von Jauche, habe ich ihr einen etwas abgelegenen Platz in meinem Garten zugewiesen.

Inhaltstoffe: Eisen, Kalk, Kieselsäure und Spurenelemente.
Gärende u. vergorene Jauche: 150 Gramm Droge oder aber 1 kg Frischkraut auf 10 Liter Wasser. 1:50/1:20 verdünnt austragen.
Brühe u. Auszug: 150 Gramm Droge oder aber 1 kg Frischkraut auf 2 Liter Wasser. 1:5 verdünnt austragen.
Anwendung: Im März spritze ich die Obstbäume, bevor sie Blätter oder Blüten bilden, gegen Blattläuse und die Rote Spinne mit gärender Jauche. Im Frühjahr wird dann mehrmals im Abstand von jeweils zwei Wochen an drei aufeinander folgenden Tagen beispielsweise gegen Fäulekrankheiten, Kräuselkrankheit, Falschen Mehltau, Schorf an Obst, Gespinstmotten, Spinnmilben oder Kartoffelkäfer gespritzt.
Gegen die Rutenkrankheit wird ab dem Frühjahr mit Brennesselbrühe gespritzt. (Seitenanfang)

Farnkraut (Wurmfarn, Adlerfarn)

Im Garten wächst es unter Bäumen oder auch an schattigen Plätzen. Ansonsten ist es in lichten Wäldern anzutreffen. Nur die Wedel werden getrocknet.

Inhaltstoffe: Wichtige Spurenelemente und insektenabweisendes ätherisches Öl.
Jauche: 100 Gramm Droge oder aber 1 kg Frischkraut auf 10 Liter Wasser.
Auszug: 50 Gramm Droge oder aber 500 Gramm Frischkraut auf 5 Liter Wasser.
Anwendung: Die Jauche spritze ich im Winter gegen Schild- und Blattläuse. Bei hartnäckigem Rost ist unverdünnte Jauche zu verwenden. 1:10 verdünnte Farnkrautjauche hilft gut gegen Schnecken. (Seitenanfang)

Schwarzer Holunder

Selbstverständliche habe ich auch einen Strauch dieser schönen Pflanze in meinem Garten. Es werden hier die Blätter getrocknet.

Inhaltsstoffe: Salpeter, Sambucin und starke Duftstoffe.
Jauche und Auszug: 100 Gramm Droge oder aber 1 kg Frischkraut auf 10 Liter Wasser, 1:5 verdünnt austragen.
Anwendung: Um die Wühlmäuse zu vergraulen, schütte ich die Jauche das ganze Jahr über in ihre Gänge. Ist auch eine vorbeugende Maßnahme gegen den Kohlweißling und andere Schädlinge. (Seitenanfang)

Knoblauch und Zwiebeln

Um mir hier einen Tee aufzubrühen, verwende ich ausschließlich die kleingeschnittenen Zehen der Zwiebeln/Knoblauch. Beim Ansetzen von Jauche kommen dann auch Schalen und Blätter hinzu.

Inhaltsstoffe: Schwefel und stark riechende Duftstoffe.
Jauche: 500 Gramm Frischkraut auf 10 Liter Wasser; 1:10 verdünnt austragen.
Tee: 75 Gramm geschnittene Zwiebeln/Zehen auf 10 Liter Wasser, unverdünnt.
Anwendung: Gegen Erdbeermilben und auch andere Milben, Blattläuse und Pilzerkrankungen spritze ich Anfang Mai die Jauche auf den Boden und zwar dreimal im Abstand von drei Tagen. Nach erfolgter Ernte wiederhole ich die Spritzung. (Seitenanfang)

Meerrettich

Wenn ich im Herbst auf dem Wochenmarkt bin, so lass ich mir von einem der Bauern Meerrettichkraut mitbringen. Die benötigten Wurzeln muß ich kaufen.

Inhaltsstoffe: schwefeliges und fettiges Öl in den Wurzeln.
Brühe: 300 Gramm kleingeschnittene Wurzel und Blätter auf 10 Liter Wasser, unverdünnt austragen.
Tee: 30 Gramm auf 1 Liter Wasser, 1:5 verdünnt austragen.
Anwendung: Gegen Monilia spritze ich die Brühe direkt in die Obstbaumblüten. (Seitenanfang)

Rainfarn

Diese Pflanze mit ihren gelben Dolden ist an Abhängen, Böschungen und auch Wegesrändern zu finden. Ab Juli beginne ich damit, den oberirdischen Teil der Pflanzen einzusammeln.

Inhaltsstoffe: scharfriechende, ätherische Öle und Bitterstoffe.
Brühe und Jauche: 30 Gramm Droge oder aber 300 Gramm Frischkraut auf 10 Liter Wasser. Wird im Frühjahr und Winter unverdünnt, im Sommer dagegen verdünnt ausgetragen.
Anwendung: Im Frühjahr spritze ich es gegen Brombeer- und Erdbeermilben direkt auf die Pflanzen. Gegen Apfelwickler und Kohlweißlinge wird es während derer Flugzeit gespritzt. Gegen Ameisen das ganze Jahr über. Auch bei Erdraupen, Blatt- und Wurzelläusen, Erdbeerblütenstecher, Frostspanner, Himbeerkäfer, Blattwespen, Rost und Mehltau spritzen. (Seitenanfang)

Tomate

Bei Tomaten sammel ich die ausgebrochenen Geiztriebe, da es mir zu schade wäre, eine der Pflanzen zu opfern. Es geht auch so!

Inhaltsstoffe: Mineralien und ein starker Duft, der Insekten abschreckt.
Jauche: 1 kg Frischkraut auf 10 Liter Wasser; 1:10 verdünnt austragen.
Auszug: 30 Gramm Frischkraut auf 2 Liter Wasser; unverdünnt.
Anwendung: Gegen Kohlweißling und Erbsenwickler kurz vor und während der Flugzeit. Bei möglichem Befall auch gegen Kartoffelkäfer so wie Erdraupen. (Seitenanfang)

Wermut

Ich habe mir einen Wermut direkt neben die Johannisbeeren gepflanzt. Weil diese Pflanze recht groß wird, reicht eine vollkommen aus. Die Blüten und die Blätter werden getrocknet.

Inhaltsstoffe: Salpeter, Kieselsäure und starke Geruchsstoffe.
Brühe, Jauche und Tee: 30 Gramm Droge oder aber 300 Gramm Frischkraut auf 10 Liter Wasser; unverdünnt austragen.
Anwendung: Im Frühjahr spritze ich Wermutjauche gegen Ameisen, Raupen, Läuse und Säulchenrost an Johannisbeeren. Im Juni und Juli 1:3 verdünnt gegen Apfelwickler und Kohlweißlinge direkt auf die Pflanzen sprühen.

Natürlich darf ich von den hier vorgestellten, pflanzlichen Spritzmitteln keine Wunder erwarten. Ist in einem gesunden Garten auch nicht notwendig! In der vorbeugenden Wirkung liegt hier der Nutzen; so kann es erst gar nicht zu größeren Schäden kommen. (Seitenanfang)